BUND Regionalverband Stuttgart

Die Schwarzpappel - Baum des Jahres 2006 - steht auf der roten Liste, das heißt sie ist vom Aussterben bedroht. Im Jahr 2007 wurde im Landkreis Ludwigsburg als Artenschutzprojekt die Kartierung der noch vorkommenden Schwarzpappeln durchgeführt. Diese ergab, insgesamt 53 sicher bestimmte Schwarzpappeln in Landkreis Ludwigsburg. 
Der Lebensraum der Schwarzpappel - populus nigra - ist natürlicherweise die Aue. Durch die Flussregulierungen ging die natürliche Auendynamik verloren und infolgedessen entstehen kaum noch die für die Verjüngung der Schwarzpappeln notwendigen Rohböden. Deshalb ist die heimische Schwarzpappel (populus nigra), nicht zu verwechseln mit der häufigen kanadischen Hybridpappeln (populus x canadensis) oder den italienischen Säulenpappeln heute sehr selten und stark gefährdet.
Es hat sich ein Arbeitskreis gebildet, dessen Ziel der Erhalt der Neckarschwarzpappeln ist. Ein Ergebnis dieser Bemühungen ist, dass aus den kartierten autochtonen Schwarzpappeln über Reiser Jungbäume nachgezogen wurden. Dafür konnte eine Baumschule gewonnen werden.

28.7.23:Wäldchentag in Lauffen a.N.

20-jähriges Bestehen des AK "Erhaltung der Neckarschwarzpappel"
Mitglieder und Beteiligte am Projekt zu Erhaltung der Neckar-Schwarzpappel treffen sich am Pappelwäldchen in Lauffen a. N. v. li.: Karlheinz Frey (AK Schwarzpappel und BUND Nürtingen), Conrad Fink (AK Schwarzpappel und BUND KV Ludwigsburg), Jürgen Hellgardt (BUND Lauffen a. N.), Karin Zimmer (BUND Ingersheim), Fritz Gebhard (Forstbetrieb), Friedrich Waller (Baumschule), Gerald Hesse (BUND Lauffen a. N.), Florian Schier (EnBW Liegenschaften), Dorothe Groß (EnBW Ökologie und Umwelt), Ulrike Ackermann (GBA Stuttgart), Inge Maass (AK Schwarzpappel).

Vor zwanzig Jahren hat sich der Arbeitskreis zur Erhaltung der Neckar-Schwarzpappel gegründet. Vor zehn Jahren wurde eine Erhaltungspflanzung in Lauffen a. N. angelegt.
Aus Anlass dieser Jubiläen trafen sich Mitglieder des Arbeitskreises jetzt am Wäldchen in Lauffen. Neben seiner Funktion der Generhaltung erfüllt das Wäldchen auch Ziele des Klimaschutzes. Mit dabei waren Vertreter des Eigentümers EnBW, von Kommunen und Verbänden welche Bäume gepflanzt haben. So etwa der BUND, die Baumschule Waller, Fachleute aus dem Forst und sonstige Aktive des Arbeitskreises. 
Die Schwarzpappel - eine bedrohte Baumart
Die echte Schwarzpappel wuchs früher nahezu in allen Auwäldern unserer Flüsse. Sie ist eine Pionierbaumart, die von Hochwässern neu geschaffene Sand- und Kiesbänke besiedelt. Die Vernichtung der Auen durch Kanalisierung der Flüsse, Bebauung und Intensivlandwirtschaft raubte dieser Baumart ihre Lebensräume. Auch die Kreuzung der heimischen Wildform der Pappel mit der kanadischen Pappel trug dazu bei, dass die Art heute als „stark gefährdet“ oder „vom Aussterben bedroht“ in die Roten-Listen aufgenommen werden musste.
Das Aussterben von Arten reißt Löcher in die Ökosysteme, welche dann zusammenbrechen und deshalb ihre Wohlfahrtswirkung nicht mehr erbringen können. Unser Leben hängt vom Funktionieren dieser Ökosysteme ab.
Ehrenamtliche tragen zur Rettung der Art bei
Am Neckar galt die Art lange als ausgestorben. Bis im Jahr 1997 am Neckar bei Nürtingen noch ein kleines Restvorkommen der bedrohten Art entdeckt wurde. Diesem nahm sich der Arbeitskreis zur Erhaltung der Neckar-Schwarzpappel seit 2003 an und suchte im Einzugsbereich des Neckars nach weiteren Bäumen dieser Wildform.
Insgesamt konnte der Arbeitskreis, welchem u. a. Förster, Botaniker, Genetiker, Behörden, Umweltverbände und Baumschuler angehören, noch 143 Altbäume der Schwarzpappel im gesamten Neckareinzugsgebiet finden. Ihre Artreinheit wurde mittels Genanalyse durch Forstliche Versuchsanstalten bestimmt. Danach gibt es 34 Genotypen im Neckareinzugsgebiet, die sich genetisch unterscheiden. Es handelt sich um eine eigenständige Population, die sich von den anderen Populationen in Baden-Württemberg unterscheidet.
Auenwäldchen in Lauffen ist eine Erhaltungspflanzung und ein Beitrag zum Klimaschutz
Von allen Genotypen wurden Steckhölzer gewonnen und in der Baumschule Waller in Schwäbisch-Hall aufgeschult. Nur diese Baumschule bietet bis heute diese Nachzuchten aus zertifizierten gebietseigenen Herkünften an.
In Lauffen a. N. wurde vor 10 Jahren auf zwei Hektar Fläche mit den Nachzuchten eine Erhaltungspflanzung für alle Genotypen angelegt. Inzwischen ist die Anpflanzung mit weiteren Auwaldgehölzen zu einem Wäldchen herangewachsen. Die größten Bäume erreichen bis zu 12 Meter Höhe. In diesem Wäldchen ist das ganze genetische Spektrum einer eigenständigen Pappelpopulation enthalten – das ist einmalig! Außerdem wird hier das Klimaschadgas Kohlendioxid gespeichert und der Auwald hilft Hochwässer zu entschärfen.
Aus Anlass des 10-jährigen Jubiläums des Wäldchens trafen sich Mitglieder des Arbeitskreises jetzt an der Erhaltungspflanzung.
Die notwendige Pflege und Nachpflanzungen wurden besprochen. In den 10 Jahren seit der Erstanlage wurden noch einige weitere Altbäume mit eigenem Genotyp im Neckargebiet gefunden, die ins Wäldchen aufgenommen werden sollen. Die Gesamtfläche wurde für solche Nachzügler erweitert.
Das Projekt bezieht sich auf ganz Baden-Württemberg
Der Arbeitskreis hat sich nicht nur am Neckar engagiert, sondern im ganzen Bundesland. So haben die Ehrenamtlichen alle noch bekannten Bestände der Schwarzpappel in Baden-Württemberg aufgesucht und sie auf ihre genetischen Besonderheiten überprüft. Die Ergebnisse sind neu und verblüffend. Es gibt in Baden-Württemberg fünf Populationen der Schwarzpappeln, welche sich an ihre Flüsse angepasst haben und hier eigene Unterarten ausgebildet haben. Diese befinden sich am Neckar, am Oberrhein (2 Populationen), am Bodensee und an der Donau. An der Donau hat die BUND-Gruppe Ehingen ein sehr erfolgreiches eigenes Schutzprojekt auf den Weg gebracht.
Das Generhaltungsprojekt hat Leuchtturmfunktion
Das Projekt des Arbeitskreises hat deutschland- und europaweit viel Beachtung gefunden und wurde mehrfach mit Preisen ausgezeichnet. So etwa mit einem Preis der Region Stuttgart und vor wenigen Tagen mit dem Umweltpreis des Landkreises Ludwigsburg. 

AK Schwarzpappel

Projektinfonmationen des Arbeitskreises zur Erhalt der Neckar-Schwarzpappel
Info V - 03.2021
Info IV - 04.2015  
Info III - 12.2014
Info II - 2013
Info I - 2012

Naturschutzinfo 1/2015 LUBW

weitere Infos zu Schwarzpappeln auch auf der Seite des OV Ingersheim

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