BUND Regionalverband Stuttgart

Echte Walnuss

Juglans regia

Familie: Walnussgewächse, Juglandaceae
Gattung: Juglans
Vorkommen: Europa: Österreich, Italien, Sizilien, Balkanhalbinsel, Rumänien; Kaukasus, Iran, Mittelasien, eingebürgert: Britische Inseln, Frankreich, Iberische Halbinsel, östl. Mitteleuropa, Osteuropa
Wuchshöhe: bis 25, teilweise 30 m


Walnuss ist eine Bezeichnung, die erst ab dem l8. Jahrhundert anstelle von »welsche Nuss« in das Hochdeutsche kam. »Welsch« ist ein germanisches Wort und bezeichnet ursprünglich die keltischen Bewohner westeuropäischer Gebiete.

Die Heimat dieses Baumes dürfte China sein, wo seine Kultur seit Jahrtausenden bekannt ist, vielleicht aber auch der Kaukasus und die Westhälfte des Himalaja. In den Mittelmeerraum und zu uns kam zumindest die großfruchtige Walnuss durch die Römer. Das Hauptanbaugebiet findet sich deshalb auch in Frankreich, dem früheren Gallien, sowie in Italien und auf dem Balkan. Der Gattungsname Juglans ist eine Verunstaltung von »Jovis glans« oder »Jupiternuss«.

Die gefiederten, fast ledrigen Blätter sind stark aromatisch. Johann Peter Hebel schrieb daher: »Habe ich kein Tabak auch – Nusslaub gibt guten Rauch«. In meinem Elternhaus stand vor dem Schlafzimmer ein Walnussbaum, da der Geruch seiner Blätter Schnaken abhält.

In der Bibel ist der Baum nur einmal genannt, und zwar im Hohen Lied Salomos, dort heißt es in Kap. 6, 11: »Ich bin hinab in den Nussgarten gegangen zu schauen die Sträuchlein am Bach, zu schauen ob der Weinstock sprosst, ob die Granatbäume blühten.«

Alles, was uns der Nussbaum zu bieten vermag, ist von bester Qualität: das edelste Holz für Möbel und die besten aller Nüsse. Daneben war Walnussholz einst wegen seiner Zähigkeit und Elastizität unentbehrlich für Gewehrladestöcke, weil es offenbar kein anderes Holz gibt, das so schwer, elastisch und glatt ist.

Weil die Deutsche Wehrmacht Nussbaumgewehrschäfte brauchte, erging am 23.9.1935 vom Reichsforstamt ein Runderlass zum Anbau von Walnuss-Bäumen. Viele unserer heutigen Nussbäume gehen auf diese Anordnung aus Berlin zurück.

Der Nusskern-Embryo mit seinen Speicherkeimblättern besteht zu 60% aus Öl, das als nicht trocknendes Öl für Künstlerölfarben gebraucht wird. Unreife grüne Früchte werden in Essig eingelegt gerne gegessen. In meinem Elternhaus machte man aber auch Nusslikör aus den noch grünen Früchten. Ich entsinne mich gut, wie ich als Kind einmal eine von meiner Mutter hinter dem Kachelofen in der guten Stube versteckten Flasche Nusslikör im Laufe der Zeit mit meinem Vater, dem ich mich dadurch stolz gleichberechtigt verbunden fühlte, ausgetrunken habe. Danach wurde sie mit Kaffee, der etwa die gleiche Farbe hat, aufgefüllt.

Die Signaturlehre, die vor allem im 16. Jahrhundert ihre Blütezeit hatte, geht davon aus, dass Gott in jedes Ding, das für arzneiliche Zwecke verwendet werden kann, ein verborgenes Zeichen gelegt hat, das dem Kundigen bei richtiger Auslegung die jeweilige medizinische Anwendungsmöglichkeit offenbaren kann.

Deutlich wird das am Beispiel der Nüsse. Dass unsere Vorfahren ausgerechnet ihnen einen positiven Einfluss auf das Gehirn nachsagten, ist vor allem der Walnuss zu verdanken, denn sie erregte besonders durch die Form ihrer essbaren Teile das Interesse, weil diese wegen der starken Furchung an das Aussehen des menschlichen Gehirnes erinnern.

Deshalb sollten sie sowohl gegen Kopfschmerzen als auch gedächtnisfördernd und -kräftigend wirken. Nicht von ungefähr heißt die im Handel erhältliche Mischung aus Nüssen und Rosinen im Volksmund »Studentenfutter«

Auch den ABC-Schützen gibt man mit Vorliebe Nüsse in die Schultüte. Bekannt sind folgende Redewendungen: Für jemanden Nüsse knacken = Rätsel lösen. Eine taube Nuss = ein hohler Mensch. Jemanden wie einen Nusssack prügeln = tüchtig verhauen.

Um sich die Hände mit dem Saft der grünen Schalen nicht zu bräunen, befreite man die Nüsse von den Schalen durch Schlagen in einem Sack. Mädchen, die des Blond ihrer Haare leid waren, stellten sich aus den grünen Fruchtschalen und den Blättern des Walnussbaumes eine Farbbeize her, mit der sie sich die Haare braun färbten.

Die Blätter allein, gepflückt im Juni/August, ergeben gelbe und hellbraune Töne. Seit gebräunte Haut als modisch und schön gilt, ist der Farbstoff der grünen Walnussschale in Cremes wiederzufinden, mit denen es gelingt, auch ohne Sonne braun zu sein.

Der auch heute noch übliche Polterabend vor einer Hochzeit hatte ursprünglich den Sinn, durch Lärm böse Geister zu vertreiben. Diesen Lärm erzeugte man durch das geräuschvolle Werfen von Walnüssen auf den Boden. Man spricht daher auch von der »Polternuss«. Im übrigen war dieser Brauch auch ein Fruchtbarkeitssymbol, denn man glaubte durch Polternüsse reichen Kindersegen herbeiführen zu können.

Dr. Hans Halla

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