BUND Regionalverband Stuttgart

Gewöhnliche Rosskastanie

Aesculus hippocastanum

Familie: Seifenbaumgewächse, Sapindaceae
Gattung: Aesculus
Vorkommen: Europa: Balkanhalbinsel; Kaukasus, N-Iran, Himalaya. Eingebürgert: Frankreich, Irland, Mitteleuropa, östl. Mitteleuropa
Wuchshöhe: bis 30 m oder sogar etwas höher


Obwohl die Rosskastanie bei uns auf Platzen und Straßen, als Schattenbaum in Biergärten überall zu sehen ist, stammt sie aus den Bergwäldern des Balkan und wurde erst nach 1600 zunächst nach Wien und dann schnell in ganz Europa eingeführt.
Sie bevorzugt einen lockeren, nährstoffreichen möglichst tiefgründigen Lehmboden. Sie kann Höhen bis zu 30 m erreichen und bildet alleinstehend eine ausladende kuppelförmige Krone aus.

Besonders dekorativ wirkt sie im Frühjahr, wenn die ganze Krone von zahlreichen aufrecht stehenden kerzenförmigen Blütenrispen überladen ist. Die Einzelblüten sind weiß und tragen auffällig gefärbte Muster, sogenannte Saftmale, im Innern der Blüte. Die 5 Blütenblätter sind kraus gewellt und bewimpert. Aus ihnen ragen die Staubblätter weit heraus.
Die Saftmale sind zunächst gelb gefärbt wenn die Blüten Nektar produzieren, um Bienen und Hummeln für die Bestäubung anzulocken. Nach der Bestäubung wird kein Nektar mehr gebildet und sie färben sich rot, wodurch sie von den rotblinden Bienen nicht mehr besucht werden.

Die Früchte sind als grüne stachelige Kapseln ausgebildet und tragen in ihrem weißwandigen Innern 2–3 glänzend braune Samen mit grau/braunem Nabel (= Kastanien).

Aus den dunkelbraunen Trieben entwickeln sich im Frühjahr aus sehr großen klebrigen Knospen die handförmig gefingerten Blätter. Die 5–7 ovalgeformte Teilblättchen mit spitz gezähnten Außenrand werden maximal 20 cm lang und 8 cm breit und verschmälern sich keilartig in den Blattgrund.

Aus Rinde und Samen werden Naturheilmittel hergestellt (Stoffwechselerkrankungen, Bronchien, Venenleiden). Das Holz von Aesculus hippocastanum splittert leicht und ist von geringer Qualität, da es aber weich ist, wird es als Schnitzholz verwendet.

Exkurs: Informationen über die Kastanienminiermotte
(Cameraria ohridella Deschka et Dimic)

Die Kastanienminiermotte gehört zur Kleinschmetterlingsfamilie der Miniermotten. Hauptverbreitungsgebiet der Schmetterlingsgattung Cameraria ist Nordamerika und Ostasien; nur diese eine Art tritt in Europa auf.
Sie wurde Anfang der achtziger Jahre in Mazedonien entdeckt und breitet sich seitdem zunehmend über Europa aus. In Berlin wurde die Art erstmals 1998 beobachtet, seither hat sie sich über das gesamte Stadtgebiet verbreitet, dies gilt auch für das Land Brandenburg.
Die Ausbreitung dieser Motte erfolgt hauptsächlich mit Luftströmungen, durch Verkehrsmittel und Transportgüter sowie mit dem Flug der Falter.

Als Hauptwirtspflanze gilt die Gewöhnliche oder Weißblühende Rosskastanie (Aesculus hippocastanum). Es werden Bäume jeder Altersklasse besiedelt. Besonders stark tritt die Mottenart in den temperaturbegünstigten Großstädten und anderen überdurchschnittlich warmen Standorten, sowie entlang der Straßen auf. Hier kann die Motte bis zum Hoch- und Spätsommer die gesamte Blattmasse der Kastanienbäume zerstören. Durch den damit verbundenen Chlorophyllverlust wird die Assimilationsleistung vermindert.
Die Folgen sind Neigung der Bäume zum erneuten Austrieb und zur Blüte im Herbst und damit mangelnde Ausreife des Holzes und erhöhte Frostanfälligkeit sowie verminderte Triebleistung im Folgejahr.

Gemeinsam mit anderen Belastungen kann ein Befall mit der Kastanienminiermotte zu anhaltenden Schäden, vor allem an alten Einzelbäumen und an Jungbäumen führen. Es können an der Rosskastanie sortenbedingte Befallsunterschiede festgestellt werden, die zumindest im Falle einer geringen Besiedlung bis zur Meidung einzelner Bäume oder Baumbestände reichen.

Nur die Gewöhnliche oder Weißblühende Rosskastanie, ihr sehr nahe verwandte Aesculus-Arten und ein Teil ihrer Hybriden (Kreuzungen) werden stark befallen.
Rotblühende Rosskastanien-Kreuzungen bzw. -Sorten (Aesculus-carnea-Hybriden) werden gar nicht oder nur deutlich schwächer geschädigt.

Eine Gefährdung der Rosskastanienbestände insgesamt allein durch die Kastanienminiermotte muss nach den bisherigen Erkenntnissen zwar nicht befürchtet werden, jedoch sind bereits 2001 in Wien erste Abgänge langjährig stark befallener Bäume festgestellt worden. Insofern ist nach starker und frühzeitiger Zerstörung des Laubes in Kombination mit anderen belastenden Faktoren das Absterben von Bäumen wahrscheinlich.
Bei starkem Befallsdruck werden die schwärmenden Motten in Wohngebieten vor allem im Spätsommer als lästig empfunden.

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