BUND Regionalverband Stuttgart

Robinie, Gewöhnliche Scheinakazie

Robinia pseudoacacia

Familie: Hülsenfrüchtler, Fabaceae
Gattung: Robinia
Vorkommen: USA: Nordosten, nördl. Präriestaaten Ost, Südosten, Oklahoma, eingebürgert: Europa
Wuchshöhe: meist um 20, maximal bis 30 m


Die Gemeine Robinie war einer der ersten amerikanischen Bäume, die nach Europa gebracht wurden. Schon im 16. Jahrhundert zog sie Jean Robin, der Hofgärtner Heinrichs IV, in Paris. Er gab dem Baum den Gattungsnamen Robinia, während der Artname pseudoacacia auf ihre Ähnlichkeit mit den subtropischen Akazien – Mimosen – Afrikas und Australiens anspielt.
Diese Mimosen sind im allgemeinen Pflanzen, die ihre Blätter auf Berührungs-, Erschütterungs- oder Temperaturreize in Schlafstellung bringen. Man spricht daher auch von Zeitgenossen, die mimosenhaft empfindlich sind.

Wie begrenzt auch das ursprüngliche Areal der Robinie auch gewesen sein mag, heute ist sie in großen Teilen Nordamerikas und fast überall in Europa verwildert und forstlich angebaut. Sie wächst sehr schnell und erzeugt Holz, das in Festigkeit und Haltbarkeit mit Eichenholz konkurriert, ja, dieses sogar in vielen Dingen übertrifft: Bezogen auf Stieleichenholz gleich 100 beträgt z.B. ihre Druckfestigkeit parallel zur Faser 193%, die Härte 150% und die Biegungsfestigkeit 160%. Wegen dieser Eigenschaften werden aus dem Holz heute gerne Gartenpfosten, Leiternsprossen und Rebpfähle gemacht, von denen man behauptet, dass sie 50 Jahre lang halten.
Leider wächst die Robinie im allgemeinen sehr krumm, weshalb die Forstleute eine sogenannte »Schiffsmast-Robinie« heraus selektiert haben.

An den Wurzeln der Robinie befinden sich, wie bei fast allen Schmetterlingsblütlern, auffallende Knötchen, die mit stickstoffbildenden Bakterien zusammenhängen.

Wie die Walnuss bleibt die Akazie länger als 6 Monate kahl. Ihre Blätter erscheinen spät und fallen früh. Sie ist also ein idealer Schattenbaum, zum Beispiel über Wintergärten, weil sie sich erst dann belaubt, wenn es richtig heiß wird.

Zu den biologisch interessantesten Dingen dieses Baumes gehört die Schlafbewegung der Laubblätter. Schwankungen im Druck des Zellsaftes ermöglichen einerseits ein Herunterklappen der Blätter in der Nacht und andererseits ein Aufrichten am Tag, je nach Lichteinfall und -stärke.

Die Schmetterlingsblüten, angeordnet in einer weißen Traube, verbreiten einen stark-würzigen Duft. Wenn es nicht in die Blüten regnet, haben die Bienen die Möglichkeit, den etwas scharf schmeckenden hellen Akazienhonig zu sammeln.

Die gerbstoffreiche Rinde benützte man ähnlich wie die Eichenrinde zum Gerben und den gelben Farbstoff des Holzes zum Färben. Da die duftenden Blüten frei von dem sonst in der Robinie enthaltenen Gift (Toxalbumin) sind, können sie unbeschadet zum Würzen verwendet werden.
Ebenso wurde früher aus den entbitterten und entfetteten Samen Kraftfutter und sogar Mehl bereitet. Dieser vielseitigen Verwendbarkeit verdankt wohl die Robinie, im Gegensatz zu anderen ausländischen Baumarten, ihren frühzeitigen Anbau in Württemberg.

Dr. Hans Halla

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