BUND Regionalverband Stuttgart

Ess-Kastanie, Edel-Kastanie, Marone

Castanea sativa

Familie: Buchengewächse, Fagaceae
Gattung: Castanea
Vorkommen: Europa: Apenninenhalbinsel, Österreich, östl. Mitteleuropa, Balkanhalbinsel;
Türkei, Kaukasus, N-Iran, NW-Afrika,
eingebürgert: Britische Inseln, Skandinavien, Frankreich, Osteuropa
Wuchshöhe: 25 bis 30 m, teilweise noch etwas darüber


Die europäische Ess-Kastanie, die die Römer in Germanien erstmals anbauten, ist nach der alten griechischen Stadt Kastania in Thessalien benannt. Auf die einer ganz anderen Familie angehörende Rosskastanie ist dieser Name nur deshalb übertragen worden, weil deren Früchte ähnlich sind, zumindest in ihrer Form und Größe sowie wegen der Stacheln ihrer Fruchtschalen.

In den Weinbaugebieten des Rheintales wurde einst die Ess-Kastanie verstärkt angebaut wegen der (zum Beispiel in Südeuropa heute immer noch) florierenden Gewinnung von Weinbergpfählen und Stangen. Dazu sägte man im sogenannten Ausschlagwald die jungen Bäumchen alle10–15 Jahre unmittelbar über dem Boden ab, um sie dann gespalten oder ungespalten zu verwenden. Der Vorteil dieser Pfähle ist die große Dauerhaftigkeit des Holzes im Boden. Übrigens, die englischen Whisky-Fässer sind vielfach aus Kastanienholz gefertigt.

1906 wurde eine rindenkrebs-auslösende Pilzkrankheit aus dem fernen Osten nach Amerika eingeschleppt. Um 1940 gelangte dann leider diese Krankheit auch nach Europa, wo sie unsere schönen Edel-Kastanienbestände heimsuchte. Dank der ausgeprägten Fähigkeit der Ess-Kastanie, vom Stock wieder auszuschlagen, bleibt sie am Leben. Diese Ausschlagwaldform nennt man Niederwald.

Die männlichen Blütenkätzchen der Edel-Kastanie sondern einen etwas unangenehmen Geruch ab, der auch dem Ess-Kastanienhonig seinen eigentümlichen, aromatischen Geschmack verleiht.

Die Früchte der Ess-Kastanie eignen sich nach dem Aufschneiden der Schalen (sonst »Explosionsgefahr«!) hervorragend zum Rösten und werden als Maronen zu Wein serviert. Bekannt ist aber auch das Füllen von zum Braten bestimmten Wild und Geflügel mit einem Brei aus Ess-Kastanien. In manchen Mittelmeergegenden wird aus den Früchten auch Brot gebacken.

Das Sprichwort »Die Kastanien aus dem Feuer holen« bedeutet, sich für einen anderen in Gefahr begeben oder zumindest sich einer Unannehmlichkeit auszusetzen ohne selbst etwas davon zu haben. Die Wendung wurzelt in einer orientalischen Fabel, die durch Lafontaine bekannt geworden ist: Der Affe Betram bewegt die Katze Raton, geröstete Kastanien aus dem Feuer zu holen, die er dann aber sofort selber verzehrt.

Als Kastanien bezeichnet man aber auch, wohl ausgehend von der Form, beim Pferd Hornwarzen. An jeder Extremität befindet sich eine und zwar vorne über der Fußwurzel und hinten (viel kleiner) dicht unter dem Sprunggelenk. Die Kastanie ist hier ein rudimentärer Hornschuh für das Großzehenglied, welches jedoch ganz in der Haut hängt, da die dazu gehörigen Mittelfußknochen völlig fehlen.

Dr. Hans Halla

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