BUND Regionalverband Stuttgart

Birke

Betula pendula

Familie: Birkengewächse, Betulaceae
Gattung: Betula
Vorkommen: Europa, W-Sibirien, N-Irak, Kaukasus, N-Iran, Marokko
Wuchshöhe: bis 25 (30) m


Die jungen Triebe dieser Birke sind mit kleinen, weißen Warzen besetzt, daher der Name Warzenbirke.
Die Birke war der germanischen Göttin Freyja geweiht, die Wohlstand und sinnliche Liebe verkörpert. Darauf dürfte wohl der Brauch zurückgehen, – was übrigens heute noch auf dem Land praktiziert wird – dass der Angebeteten in der Nacht zum 1. Mai ein grünes Birkenbäumchen, geschmückt mit bunten Bändern und verschiedenen Geschenken, auf das Dach zu stecken – Maibaumstecken. Zuweilen gab es aber auch negativen Schmuck in Form von getrockneten Saublasen und alten Nachttöpfen.

Am engsten verwandt sind die Birken mit den Erlen, beides an extreme Bodenverhältnisse angepasste Waldbäume.
Birken sind die winterhärtesten Laubgehölze und somit die einzigen, etwa auf Island und Grönland heimischen Bäume.

Die dreiteiligen Fruchtschuppen der Birken haben einen kleinen, gerundeten Mittellappen und große, fast rechtwinklig abgespreizte Seitenlappen. Diese Seitenlappen ermöglichen einen weiten Windtransport, wodurch sich die Birke rasch ausbreiten kann. Dies kam ihr besonders bei der Rückwanderung nach der Eiszeit zustatten.

In innerstädtischen Gebieten werden Birken zum Teil als lästig empfunden, da der leichte und kleine Birkensamen vom Wind in alle Hausritzen und Fenster hineingetragen wird. Vor einigen Jahren musste sogar die Stadt Bietigheim-Bissingen wegen anhaltender Klagen der Anwohner die Birken ausgerechnet in der Birkenstraße fällen.

Die äußerste Schicht der Birkenrinde erneuert sich ständig. Nur wenige Baumarten haben eine derartige Schälrinde, die sich in feinsten Streifen, die unglaublich zäh und widerstandsfähig sind, abnehmen lässt. In unseren Torfmooren hat man jahrhundertealte Stücke unversehrter Birkenrinde ausgegraben, und in Sibirien fand man sie sogar in ihrem ursprünglichen Zustand am fossilen Holz.
Für die Bewohner nördlicher Breiten ist diese Rinde unentbehrlich. Die Indianer brauchen sie für ihre Kanus, die Lappen machen Umhänge und Gamaschen daraus und die Norweger decken Dächer mit Birkenrinde und einer Schicht Erde.
Ich selbst habe noch von meinem Großvater eine Pulverflasche, die aus Birkenrinde in überaus feiner Weise gefertigt ist.

Durch Destillation gewinnt man aus der Birkenrinde Birkenteer und Birkenteeröl. Letzteres wird vor allem in Russland unter anderem zum Tränken des mit Weidenrinde gegerbten Leders verwendet und gibt dem »Russisch-Leder« bzw. »Juchten-Leder« seinen eigenartigen Modergeruch. Die Rinde diente einst aber auch zum Färben in Braun- und Grautönen.

Im Frühjahr, wenn der Saft in den Birken steigt, wurden in ihre Stämme Löcher gebohrt und Gänsefederkiele eingeführt. In daruntergehängten Gefäßen sammelte sich dann der abtropfende Birkensaft. Dieser Saft gibt ein erfrischendes und heilkräftiges Getränk. Er vergärt aber auch zu Birkenwein, Birkenmet genannt.
Wer seine Haare mit Birkensaft einrieb, sollte einen besonders schönen Kopfschmuck bekommen. Heute ist ja Birkenhaarwasser immer noch im Angebot unserer Drogerien. Birkenwasser solle auch eine rosige Gesichtsfarbe und reine Haut bewirken.

Das Holz war früher vor allem von Wagnern gesucht, wurde aber auch viel für Zwirnspulen verwendet. Heute verkaufen wir Forstleute das Holz als sogenanntes »Wohlstandsholz« an Leute, die sich einen Kamin geleistet haben. Birke brennt auch als nasses Holz, es raucht nicht unangenehm, und es springt kaum einmal Glut ab. Das Birkenreisig wird heute noch zu Besen verarbeitet.

Dr. Hans Halla

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