BUND Regionalverband Stuttgart

Der BUND vor Ort in Ludwigsburg

Arbeitsschwerpunkte des BUND Ortsverbandes Ludwigsburg

  1. Wir pflegen einen Terrassenweinberg in Steillage im Stadtteil Hoheneck, weil er zum Kulturgut Neckarland gehört.  Beteiligt sind auch der Bürgerverein Hoheneck und der Fachbereich Grünflächen der Stadtverwaltung. Abenteuerlustige und arbeitswillige HelferInnen sind herzlich willkommen, für Kinder ist diese Aktion wegen des Steilabfalls und des Zustandes der Weinbergmauern zu gefährlich.
  2. Dafür sind sie bei dem zweiten Arbeitseinsatz im Gewann Gschnait in Neckarweihingen herzlich willkommen. Dort wird kurz vor den Herbstferien ein Halbtrockenrasen von Gebüsch und Brombeerranken befreit, eine Arbeit, die früher die Pferde und Schafe der Neckarweihinger Bauern geleistet haben, als der heutige Stadtteil von Ludwigsburg noch ein eigenständiges Dorf war.
  3. 30 Bebauungspläne für Wohnbaugebiete in Ludwigsburg sind in irgendeinem Stadium der Aufstellung. Dazu gehört zum Beispiel eine Fläche im Außenbereich, das Gebiet Schauinsland in Neckarweihingen, für das der Aufstellungsbeschluß bereits gefaßt wurde.
  4. Bebauungspläne für Gewerbe- oder Sondergebiete erfordern wegen rechtlicher Probleme unsere volle Aufmerksamkeit: Im zukünftigen Gewerbegebiet Mäurach, heute noch Außenbereich, am Nordrand von Eglosheim gelegen, soll das Möbelhaus XXXL Lutz (früher Mann-Mobilia, Bestandsfläche ca. 14.000 qm) um 10.000 qm erweitert werden. Im Mäurach liegen aber auch direkt neben der Erweiterungsfläche ein Teil der Ausgleichsflächen für den 1997 planfestgestellten Bau der Mäurachquerspange, die wegen des durch das Möbelhaus wachsenden Autoverkehrs auf Ackerland gebaut werden mußte..... Auf einer westlich neben dem Fauna-Flora-Habitat (FHH)- und Naturschutzgebiet Favoritepark gelegenen Sonderfläche wollen die Landeseinrichtungen Pädagogische Hochschule und Verwaltungs- und Finanzfachhochschule mit einem neuen Bebauungsplan neue Gebäude errichten. Wie paßt das zur gerade begonnenen rechtlichen Sicherung der FFH-Gebiete, mit denen ihre Erhaltung geschützt werden soll? Im Süden von Ludwigsburg soll in einem Kaltluftentstehungsgebiet die größte Solaranlage Deutschlands mit entsprechender Wärmeproduktion nicht nur für die Energieversorgung der Stadt gebaut werden. Wäre es nicht sinnvoller, die Flachdächer der umliegenden Gewerbebauten mit Solarpaneelen zu bestücken und die Grünfläche frei zu lassen? Schon einmal umgesiedelte, streng geschützte Eidechsenarten sollen wiederum „vergrämt“ werden. Wie paßt das alles zu den Klimaschutzzielen, die auch Ludwigsburg beschlossen hat?

22.10.23: Naturkundlicher Morgenspaziergang im Favoritepark

Eine Gruppe naturkundlich und geschichtlich interessierter Bürger*innen traf sich bei sonnigem Herbstwetter zu einer naturkundlichen Führung mit dem Naturschutzfachmann Conrad Fink vom BUND KV Ludwigsburg im herbstlich bunten Ludwigsburger Favoritepark.
Treffpunkt war das Jagd- und Lustschloss Favorite im Naturschutz- und FFH-Gebiet Favoritepark. Eingeladen hatte der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Ortsgruppe Ludwigsburg, dessen Vertreterin Adelheid Kainz die Gruppe begrüßte.
Conrad Fink stellte zunächst die Geschichte der Parkanlage von der mittelalterlichen Waldweide über eine Fasanerie, einen Wildpark und einen Tierpark zum heutigen Schutzgebiet vor.
So sahen wir auf einem historischen Lageplan die Hauptachse im Park (Wilhelmsallee) und die Wegabzweigungen, ebenso die barocke Gartengestaltung im angrenzenden " Blühenden Barock ", eine ganz und gar künstliche Gartenlandschaft, die typisch war für den Absolutismus der damaligen Zeit. Der jeweilige Herrscher bestimmt die Stadt- und Gartenarchitektur!
Das Schloss Favorite war ursprünglich umgeben von historischen Baumhecken. Sie bestanden aus geschnittenen Hainbuchen, die teilweise ausgetrieben haben und heute zu mächtigen Bäumen herangewachsen sind.
Ausgangspunkt für den Park war eine Waldweide (Hudewald genannt). Der Wald wurde im Mittelalter als Weide zur Viehhaltung genutzt. Anstelle aufwändiger teurer Rodung wird das Vieh - vor allem Schweine - in den Wald getrieben um sich dort von Eicheln, Bucheckern sowie von Blättern und Zweigen junger Bäume zu ernähren. Durch diese Art der Waldnutzung entstanden lichte, von Eichen dominierte Wälder und baumbestandene Weiden.
Der jagdbegeisterte Herzog Eberhard Ludwig ließ den Wald im Jahr 1707 einzäunen, um eine Fasanerie zu errichten. Der Park wurde u. a. für jagdliche Zwecke genutzt. Mit Wild, Gämsen und Hirschen ließ König Friedrich I.von Württemberg ab 1806 einen Tiergarten anlegen.
Bis heute leben Dam- und Axishirsche im Favoritepark, ebenso die 1969 eingesetzten Mufflons. Diese sorgen dafür, dass die Jungbäume und Früchte wieder gefressen werden und sich der Weidewald-Charakter bis heute erhalten hat.
Der Park ist seit 1937 Naturschutzgebiet und damit das älteste im Landkreis Ludwigsburg. Heute wird er ergänzt um zwei Landschaftsschutzgebiete im Osten und im Westen, die als wichtige Pufferzone zwischen besiedeltem Gebiet und Naturschutzraum gelten.
Laut Verordnung zum Naturschutzgebiet sind u. a. folgende Schutzzwecke vorrangig:

  • die Erhaltung des Restes eines ehemaligen Weidewaldes (Hudewald) mit dem charakteristischen Bild des unterholzfreien, lichten Waldes als einzigem wissenschaftlich, landeskundlich und ökologisch bedeutsamen Beispiel dieser historischen Waldbewirtschaftungsform im württembergischen Unterland.
  • die Erhaltung eines alten Baumbestandes mit seinen Lebensgemeinschaften.
  • die Erhaltung der Naherholungsfunktion.

Rund 200 000 Erholungssuche im Jahr hat die Forstverwaltung im Park gezählt. Damit gehört der Favoritepark zu den wichtigsten Naherholungsgebieten der Region Stuttgart.
Wir folgten der Mittelachse (Wilhelmsallee), früher eine Lindenallee, nun überwiegend eine Kastanienallee. Die Kastanie stammt ursprünglich aus Griechenland. Am Wegesrand steht eine Steinbank, ein Kleindenkmal. Sie trägt die Inschrift:  Von Ludwigsburg nach Monrepos 100 Ruten.
Dann bogen wir auf die Wegabzweigung nach rechts in Richtung Hirschbrunnen. Unterwegs stellt uns Conrad Fink einige der mächtigen Jahrhunderte alten Eichen vor, die bis zu zwei Meter Stammdurchmesser erreichen. Die älteste Eiche im Park hat ein Alter von 314 Jahren. Nimmt man für das Alter einer Generation 30 Jahre, würde es 10 Generationen dauern, bis ein Jungbaum, der heute gepflanzt würde, dieses Alter erreicht. Insgesamt wurden im Park 76 Arten von Pflanzen (Bäume, Sträucher, Kräuter, Gräser etc.) erfasst. An Baumarten überwiegt die Stieleiche, gefolgt von der Traubeneiche und der Buche. Wichtig für das Ökosystem Wald ist Totholz. So werden im Park 48 abgestorbene stehende Einzelbäume und 59 liegende Totholzbäume erhalten und dem natürlichen Abbau überlassen. Die Sicherung gesunder Eichen und der Erhalt von Alt- und Totholz dient der Erhaltung einer speziellen Lebensgemeinschaft, welche auf diese Strukturen angewiesen ist, etwa eine Vielfalt von Insekten und Käfern oder der Mittelspecht, der in den alten Eichen brütet. Fink stellte auch 26 Säugetierarten vor, welche im Park leben, darunter Dachs, Bechsteinfledermaus, Großer Abendsegler und Braunes Langohr.
Der Weg zum Hirschbrunnen führt an einem Graben entlang, der heute kein Wasser mehr führt. Auch die Quelle am Hirschbrunnen ist versiegt.
Die Unterversorgung mit Wasser ist für den Park ein großes Problem. Sie führt dazu, dass Gewässer austrocknen, Brunnen versiegen, Bäume absterben und Amphibienarten aussterben.
Der BUND setzt sich schon seit Jahrzehnten für die Erhaltung und Aufwertung des Favoriteparks ein und hat kritisiert, dass bei Bauvorhaben Grundwasser abgepumpt wurde. Fink sprach auch die immer näher rückende Siedlung und die zahlreichen Eingriffe um und im Park an. Oberstes Ziel müsse die Erreichung der Schutzziele sein. Der Holzertrag müsse hinter diesen Zielen zurückstehen.
Die Teilnehmer*innen der Führung waren erstaunt über die Bedeutung des Parkes und seinen vielfältigen Artenbestand. Sie dankten dem Referenten mit einem kräftigen Applaus.
Dorothee Kreuzer (HIER)

Impressionen vom Favoritepark

Ihre Ansprechpartnerin

Adelheid Kainz


Badstraße 39/1 71642 Ludwigsburg E-Mail schreiben

Denkende Menschen, die unsere Arbeit interessiert,
sind zur Mitarbeit herzlich eingeladen.
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