Wenn Zapfsäulen reden könnten! Permanent prasseln Beschimpfungen auf sie ein, wenn Ölkonzerne wieder die Preisschraube nach oben drehen. Viele greifen zur Schadensbegrenzung nach Biosprit vom Acker. Der ist immerhin ca.10 % billiger, technische Änderungen am Fahrzeug nicht berücksichtigt. Außerdem ist Biodiesel & Co. irreführend mit den Vorschusslorbeeren der Klimaneutralität und mit der Vorsilbe „Bio“ getarnt. So drücken selbst Ökos mit der Alternative im Tank unbekümmert aufs Gaspedal. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) warnt jedoch bei Pflanzenkraftstoffen vor Wölfen im Schafspelz.
Der gegenwärtige Enthusiasmus für „Biotreibstoffe“ hat nämlich durchaus das Zeug zum Umweltdesaster. Bis 2020 will die EU 20 % ihres Ölverbrauchs durch Biodiesel ersetzen. Fördermittel ködern Bauern zum Anbau von Energiepflanzen. Ein Teufelskreis beginnt, wie allein das Beispiel der PKW-Mobilität in der Region Stuttgart zeigt.18 Milliarden Kilometer legen allein Autos in der Region pro Jahr zurück. Dafür müssten etwa 168.000 Hektar mit Raps angebaut werden, um das dafür benötigte Biodiesel zu gewinnen. Damit überschreitet der Bedarf die zur Verfügung stehenden Ackerflächen in der Region um das 6-fache. Folglich müssten Kartoffeln, Kraut und Kühe das Feld für den Energiedurst unserer Motoren räumen.
Aktuell klagen Mühlenbetreiber und Bäcker über Preissteigerungen. Zunehmend konkurriert nämlich in ganz Deutschland bei der Getreideverwendung Brot mit Biosprit. Kein Wunder, dass deshalb immer mehr Agrarflächen im Ausland für Biokraftstoffe beansprucht werden. So weichen den Palmölplantagen als Rohstoff Nummer 1 immer mehr Regenwaldbestände samt ihrer Bewohner. Absurd wirkt dann die Behauptung eines umweltfreundlichen Treibstoffes. Aus Verantwortung gegenüber Mensch und Umwelt muss Biodiesel ein Nischenprodukt bleiben. Sonst zapfen wir in Zukunft vergleichsweise billigen Biosprit, Brot gibt’s aber nur noch in der Apotheke!
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Jürgen Merks
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