BUND Regionalverband Stuttgart

04/2024: Freiflächen-PV-Anlage bei Markgröningen kollidiert mit Naturschutz

04. April 2024 | Kreisverband Ludwigsburg

Neuer Standort oder umfangreichen Ausgleich gefordert

In Markgröningen soll teilweise im Landschaftsschutzgebiet und im regionalen Grünzug entlang des Glemstals eine 6,5 Hektar große Photovoltaikanlage errichtet werden. Kreis- und Ortsverband des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) sehen hierbei ein „zu hohes ökologisches Konfliktpotenzial“ und fordern eine umweltverträglichere Lösung.

Stefan Flaig, der Vorsitzende des BUND-Kreisverbandes Ludwigsburg, bemängelt, dass das Großprojekt die Tierpopulationen der Schutzgebiete negativ beeinflusse. Nach § 3 der entsprechenden Verordnung seien als Schutzzwecke die Erhaltung und Sicherung des Glemstals einschließlich der Randgebiete in seiner natürlichen Eigenart und Schönheit genannt. Insbesondere solle die landschaftliche Vielfalt wegen ihrer ökologischen Bedeutung als Lebensraum für die wildlebende Tier- und Pflanzenwelt langfristig erhalten bleiben.
Im Umfeld der geplanten PV-Anlage kommen fünf Fledermausarten vor. Sie sind durch Art. 1 der FFH-Richtlinie europarechtlich streng geschützt. Als artenschutzrechtlich relevante Brutvogelarten finden sich laut BUND innerhalb des Vorhabengebiets Feldlerchen, Schafstelzen, Gänsesäger und Blaumeisen. Im Umfeld brüten u. a. Feldlerche, Gänsesäger, Goldammer, Gartenrotschwanz, Star sowie Grün- und Schwarzspecht.
Einige dieser geschützten Arten drohen laut dem Artenschutzbeauftragten des Kreisverbandes, Conrad Fink, ihre Brutplätze und Nahrungsbiotope zu verlieren oder würden durch die Bauarbeiten in ihrer Fortpflanzung gestört. Fink schließt daraus: „Unser Verband ist für den Ausbau der Solarenergie, aber nicht auf Kosten von Natur und Umwelt!“ Auf Flächen, die außerhalb der für PV-Anlagen privilegierten Bereiche lägen und wie hier gar zur Aufwertung und Sicherung des Natura-2000-Netzes bereits für ein Biotopverbundnetz eingeplant seien, sieht der BUND einen Interessenkonflikt, der eine Genehmigung der bislang vorgesehenen Planung ausschließe.
Peter Fendrich vom BUND Markgröningen bemängelt darüber hinaus, dass bei Standortwahl und Konzeption die Interessen der Erholung suchenden Bevölkerung nicht berücksichtigt wurden, obwohl der Bereich um den benachbarten Siegfriedsfelsen traditionell große Relevanz für die Naherholung habe. Ebenso wie der BUND-Kreisverband plädiert er für einen neuen Standort-Suchlauf auf der Gemarkung. Sollte dieser unterbleiben, fordert er „größere Abstände zu sensiblen Bereichen und Ausgleichsmaßnahmen, die die ökologischen Beeinträchtigungen mindestens kompensieren und die Interessen der Erholungsuchenden ausreichend berücksichtigen“: unter anderem die Anlage einer Obstbaumallee entlang der Nordflanke des Areals.
BUND und Naturschutzbund (NABU) haben gemeinsam mit weiteren Umweltverbänden im Jahr 2021 eine Forderungsliste für den naturverträglichen Ausbau von Freiflächensolaranlagen erarbeitet. Deren Vorgaben seien laut Fendrich bei dem Vorhaben auf Markgröninger Markung aber nur ansatzweise berücksichtigt worden. So habe der Antragsteller die lokalen Vertreter der Umweltverbände nicht in die Flächenauswahl mit einbezogen und die vorgeschlagenen Maßnahmen zur ökologischen Aufwertung von Eingriffsflächen nicht hinreichend aufgegriffen.
Auch Betreiber von PV-Anlagen seien gesetzlich verpflichtet, Umweltschäden in erster Linie zu vermeiden. Erst in zweiter Linie sollen die Eingriffe vermindert oder durch Ausgleichsmaßnahmen vollständig kompensiert werden. Deshalb sollten PV-Anlagen laut BUND vorrangig auf versiegelten und ökologisch geringwertigen Flächen errichtet werden. Dies seien Dächer, Fassaden, Balkone, Sicht- und Lärmschutzwände, Bahndämme und Deponien. Für aufgeständerte PV-Anlagen eigneten sich zudem versiegelte Flächen wie Straßen, Wege und Parkplätze. Nur auf hoch intensiv bewirtschafteten Ackerflächen, die massiv mit Pestiziden und Kunstdünger behandelt werden, machen sie umweltpolitisch einen Sinn, da dann diese Schadstoffe wegfallen. Die ausführliche Stellungnahme des BUND ist unter diesem Link: www.bund.net/kv-ludwigsburg / Aktuelles einsehbar.
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Conrad Fink, Tel.: 07141/73595

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