Eine lang geplante Waldbegehung mit Experten vom Landkreis Ludwigsburg

Auf Anregung von Dr. Boden (Leiter Waldsektion Landkreis Ludwigsburg) trafen sich Mitglieder der BUND-Ortsgruppe Korntal-Münchingen und der daraus entstandenen Kerngruppe „Initiative (See-) Wald bewegt" zusammen mit dem hiesigen Revierförster, Herrn Armbruster, bei strömendem Regen.
Zum Hintergrund des Treffens
Wir wollten all die offengebliebenen Fragen rund um die Bewirtschaftung des Seewalds klären. Wir hatten der Stadtverwaltung bereits ein Thesenpapier übergeben, das unsere Standpunkte erläuterte. Ergebnisoffen wollten wir das Für und Wider bei waldbaulichen Maßnahmen mit den forstwirtschaftlichen Vertretern vor Ort abwägen und vielleicht einen gemeinsamen Konsens herbeiführen.
Analog zum Thesenpapier wünscht sich unsere BUND-Gruppe für den Stadtwald:
- weniger Kahlschlag: die nachhaltige, jährliche einschlagbare Holzmenge (nennt man Hiebsatz) ist schon überschritten
- Bei normalen Fällungen einsparen ist aus unserer Sicht das Gebot der Stunde
- Alte Bäume und intakte Waldsegmente sollten ganz aus der Nutzung heraus genommen werden.
- Erhalt der Erholungs- und ökologischen Funktion sollte jetzt wichtiger sein als die Holzwirtschaft
- Wald darf nicht unter Brennholznachfrage leiden
- Aus unserer Sicht ist die Erarbeitung eines neuen Konzepts zur Beratung im Gemeinderat dringend erforderlich
Am liebsten wäre uns eine naturnahe Waldnutzung nach den Prinzipien des „Lübecker Modells“ naturwald-akademie.org/site/wp-content/uploads/2021/03/30.-Waldbrief-27.03.2021-Luebecker-Konzept-zur-naturnahen-Waldentwicklung.pdf
Soweit einige Auszüge aus unserem Thesenpapier.
Die Beteiligten an der Waldbegehung – in hoffnungsvoller Erwartung

Neben den BUND-Mitgliedern waren Vertreter des NABU-Ortsverbands, engagierte Mitarbeiter eines Gartenbaubetriebs und sonstige Waldinteressierte anwesend.
Dem Wetter entsprechend lag zu Beginn eine hoffnungsvolle, aber auch eine leicht angestaute Stimmung, die an „die Luft wollte“. Nach kurzer Begrüßung kamen schon erwartungsvoll die ersten Fragen an unsere Forstfachleute.
Über was wurde sich ausgetauscht und worüber informiert?
- Was sind die Unterschiede in der Waldstruktur Münchinger Withau- und Korntaler Seewald?
- Warum war der massive Escheneinschlag am Spielplatz am Seewald (Eschentriebsterben) notwendig? Ist der Grund in einem erhöhtes Sicherheitsbestreben aufgrund spontan umfallender Bäume zu suchen?
- Forderung: keine neue Schaffung von Rückegassen (breite Fahrspuren von schweren Holzerntemaschinen). Hier wäre man sogar unter dem prozentualen Anteil (6 von 10 %) bei der Streckenausweisung geblieben
- Frage: Was sind zukunftsfähige (klimastabile) Baumarten (heimisch oder nur standortgerecht)?
Antwort: Die Zukunft der Buche und der Eiche ist auch hier im Seewald weiterhin gegeben. - Neue Areale im Seewald (entlang Gallenweg) werden demnächst aufgrund von Schadbefall ausgelichtet. Das betrifft die Randzonen.
- Eine Stilllegungsfläche wurde gezeigt (im Rahmen der 5% Waldfläche, gemäß dem klimaangepassten Waldmanagement). Es wurde diskutiert, ob die Möglichkeit besteht, die Fläche auszuweiten.
- Frage: Was hat es mit dem Beton-Tümpel an der B 10 auf sich? Wir sehen ihn als fragwürdige Ausgleichsmaßnahme für Amphibien an. Die Maßnahme wurde vom Regierungspräsidium angestoßen.
Antwort: Die Landesforstverwaltung hat hier wenig Mitspracherecht. - Frage: Ist der massive Fichtenschlag aufgrund des Borkenkäferbefalls unabdingbar gewesen? Die vom Borkenkäfer geschädigten Bäume sind ja vom Borkenkäfer verlassen, der sich neue „Ernährungsbäume“ sucht. Wenn aber der Baum nicht gerettet werden kann, sollte er doch stehen bleiben, damit, gerade in den Sommermonaten, der Boden aufgrund von Baumfällungen, nicht austrocknet.
- Antwort: weil auf regionalen Holzverkauf nicht verzichtet werden will
- Abtransport der gefällten Bäume – Kritik an der langen Verweildauer der Stämme im Wald: hier sollte die Forstverwaltung in die Pflicht genommen werden, neue Regelung bei Flächenlosen umzusetzen und zu sanktionieren.
Diesen und anderen Sachverhalten ist man in nahezu zweieinhalb Stunden gemeinsamem Waldaufenthalt nachgegangen.

Fazit

Zusammenfassend kann gesagt werden: uns hat es gefreut, mit den zuständigen Herren, die sich die Zeit genommen haben, engagiert in den Dialog zu treten. Es wurde einiges Wissenswertes zur Waldökologie an uns herangetragen und wir wurden über laufende und geplante forstwirtschaftliche Maßnahmen unterrichtet.
Wie zu erwarten, sind wir nicht in allen Punkten „einig“ geworden. Aber vielleicht können wir in Zukunft an der einen oder anderen perspektivischen „Stellschraube“ drehen. Wir beabsichtigen weiterhin, uns für einen gesunden (See) Wald und der anderen Waldgebiete in Korntal-Münchingen einzusetzen.
Johanna Clasing